Crossworx RIDE280 Longdistance Gravel Build

Von der Idee zum Bike

Ausgangslage für diesen Bikebuild war der Wunsch nach einem Gravelbike für Runden zwischen 20 und 200 km. Problemstellung ist die Art der Touren. Es ist alles nicht 100 % Mountainbike und nicht 100 % Gravel. 8 von 10 Anstiegen haben mehr als 15 % Steigung und sind nicht immer glatte Straße.

Die Anforderungen waren also ein möglichst robustes, aber auch leichtes Rad zu bauen, dass bei Bedarf schnell sein kann, Taschen am Rahmen und möglicherweise auch am Gepäckträger tragen kann. Platz für Wasserflaschen hat und nach Möglichkeit auch noch Spaß bringt. Wenn es nebenbei auch einfach schön ist … win win!

Vom Crossworx ZERO290 kommend waren vor allem die Platzverhältnisse am Rahmen ein Punkt. Mein Zero rollte vorzugsweise Touren mit hier und da mal einem Trail. Das Gravelbike würde mehr auf die lange Strecke gehen. Tatsächlich fahre ich keine Runde unter 40 km und 500 hm. Im Peak ist das Rad bisher 150 km und 2400 hm gefahren.

Schick aussehen muss es

Es war optisch schnell klar, dass der Rahmen raw bleiben wird. Schon alleine, weil es pflegeleicht ist. Die Taschen scheuern? Stahlwolle regelt. Der Rahmen ist zerkratzt von Steinchen etc.? Stahlwolle. Bock auf einen frischen Look? Stahlwolle.

Dazu müssen sich nach meinem Geschmack hohe Carbonfelgen auf einem schlanken Gravelbike gesellen. Hier waren direkt die R38 Laufräder von Newmen gesetzt. Die Fade Naben rollen superweich und das Engagement der Nabe passt gut zur angestrebten Mountainbikeübersetzung. Eine Carbonfelge hat für mich auch den unschlagbaren Steifigkeitsvorteil. Ich möchte auf einer Tour jenseits 6 h Fahrzeit bitte kraftsparend rollen. Dass ich dafür nicht jeden Trail Vollgas nehmen kann, ist okay, aber es war auch nicht das Ziel des Bikes. Für den Spaß auf Trails gibt es einfach andere Räder mit Federweg.

Eine wesentliche Frage war der Antrieb. Es sollte schon 12-Fach sein und bitte nah an 500 % Bandbreite. Warum? Zum einen bleibt das Bike im Alltag nicht unter 10 kg, vor allem wenn Taschen dran sind oder ich doch zum Overnighter aufbrechen will. Ich brauch also aufgrund des Gewichtes bergauf und der doch recht knackigen Anstiege die Übersetzung, um nicht immer 400 Watt drücken zu müssen.

Ist das FTP?

Das ist ein gutes Stichwort. Eine Wattmessung war auch gesetzt. Zum einen, weil das Rad auch als Trainingsgerät dient und ich nach Herzfrequenz nicht so aussagekräftig trainieren kann, zum anderen, um mich auch mal bewusst besser pacen zu können.

Was mich antreibt...

Jetzt war natürlich die Frage, was man da tun kann? Da bei Shimano ohne weiteres zu diesem Zeitpunkt kein 12-Fach Antrieb an einem Gravelbike möglich war, zumindest nicht ohne Aufwand, kam nur SRAM infrage. Also ein Hybrid aus einer GX Transmition mit APEX Schalt-Bremshebeln und Wattmessung in der Kurbel. Doch es kam anders. Aus dem nichts hatte ich die Möglichkeit, eine neue GRX 820 12-fach Gruppe von Shimano zu bekommen, die gerade erst vorgestellt wurde.

Das kam mir sehr gelegen, denn ich wollte ungern noch extra Akkus für einen AXS-Antrieb einpacken und bei meinen MTB Gruppen war es leider so, dass das AXS-Schaltwerk schon mal recht unverhofft den Dienst quittiert hat. Das soll mir bitte nicht auf einer 200 km Tour irgendwo im nirgendwo passieren. Dann doch lieber klassisch mechanisch schalten.

Der bedeutend wichtigere Faktor als die Schaltung ist meiner Meinung nach aber die Kontaktflächen zum Rad und deren Auslegung. Bikefitting quasi.
Ich habe mich bei 1,82 m und 86 cm Schrittlänge für die L entschieden. Die M wäre für mein Verständnis mehr ein „Gravelbike“ gewesen, da kompakter. Aber das wollte ich absichtlich nicht haben. Ich wollte die Geo eher in Richtung Endurance haben. Gern etwas flacher über dem Bike liegend und nicht so aufrecht. Wichtig war das der Rahmen sehr fahrstabil beim Treten wirkt und eher zum Strecke machen beflügelt.

Den sportlicheren Ansatz wollte ich mit Sattelüberhöhung ergänzen und so mehr die Rennrad-Position erreichen. Das konnte ich so verwirklichen.

If I sit, I sit.

Thema Sattel war eigentlich schnell klar. Ich fahre seit Jahren ohne Probleme SQ Lab. Zwar neige ich meine Sattelnasen grundsätzlich ca. 4 Grad nach unten, aber auch diese Stellung passt mir an den SQ LAB Sätteln am besten. Also war der 614ner in 140mm gesetzt.

Dieser wurde im Anschluss an eine ausgiebige Recherche an eine Levelnine MTB Carbonstütze montiert. Tatsächlich hat diese einen Flex, der einigen Fully-Fahrern ein Dorn im Auge ist, auf dem Gravelbike aber genau richtig wirkt.

Lenker und Lenkerband kamen ebenfalls von SQ LAB. Der neue 314 Lenker ist einfach spannend. Der Fler Ansatz klingt durchdacht. Leider kam ich nicht gut mit dem Lenker zurecht. Dieser wurde bereits ausgetauscht und ich fahre aktuell auf einem ZIPP Course EXPL der gut passt, aber leider eine zu kleine Auflagefläche oben bietet. Lenkerband ist seit Anfang an das von SQ LAB, das 712er. Das lässt sich gut wickeln und ist superkomfortabel.

Zum RIDE280

Grab me by the horns!

Die Lenkerhöhe war bereits von Anfang an tief angesetzt. Diese Haltung liegt mir sehr, da ich gern Druck mache. Der Vorbau ist sogar mittlerweile ohne Spacer auf dem Steuerohr montiert. Natürlich hat der Vorbau auch eine negative Neigung. Der Stack am Rad ist mit 620 mm in L definitiv auf der komfortablen Seite. Ursprünglich hätte ich gern was in Richtung 590-595 mm gehabt. Aus meiner Erfahrung mit Rennrädern und Gravelbikes sitze ich auf den ungefederten Rädern sportlich einfach besser. Zum Glück kann man das recht gut mit den genannten Maßnahmen kaschieren und sind wir mal ehrlich, Profis sind wir nicht und werden wir wohl auch nicht mehr. 🙂

Bei meinem Verhältnis von Oberkörper zu Unterkörper wusste ich bei der Oberrohrlänge auch schnell, das ich mit 70 mm Vorbau wohl richtig fahren werden. Das war eine Punktlandung. Ich sitze genau richtig. Arme leicht gebeugt auf den Hoods. Längere Ausfahrten sind kein Thema.

Fast AF Boy!

Bei den Reifen bin ich zunächst auch den Ansatz gefahren, möglichst effizient über den Gravel zu rollen. Ich lese mir schon länger Berichte und Erfahrungen über Reifen durch. Dazu habe ich natürlich ein paar persönliche Erfahrungen. Auf dem Mountainbike war ich sehr angetan von den Specialized Reifen und bin diese auch lange gefahren. Daher viel meine Wahl auf den Pathfinder für das RIDE280. Der hat eine schnelle Lauffläche in der Mitte und am Rand ausreichend Stolle für Kurven. Ob er damit auch im Winter bestehen kann, blieb abzuwarten.

Leider wurden beide Reifen auf einer Ausfahrt direkt völlig zerstört und war nicht mehr mit Tire Plug und Milch zu retten. Die Wahl eines 37 mm Reifens war dann doch nicht die glücklichste, weil schon unkomfortabel und so bin ich aktuell auf Schwalben G One R in 45 mm unterwegs und sehr zufrieden mit der Wahl.

I am happy!

Alles in allem war ich mit den klassischen Methoden des Bikefittings recht schnell am Ziel. Die Innenbeinlänge als Ausgangspunkt für die Sattelhöhe und die Kurbelarmlänge von 172,5 mm war für die erste Runde gut und ich musste nur ca. 5 mm nach unten korrigieren. Mit dem nun passenderen Reach und Drop am Lenker sitze ich sportlich, habe aber keine einschlafenden Hände oder einen verkrampften Nacken.

Das RIDE280 macht mir einfach Laune und ich versuche derzeit so oft es geht, darauf zu sitzen und durch die Gegend zu rollen. Ich gehe nicht mal mehr aufs MTB. Das ganze Konzept des Rades ist einfach sehr stimmig und passend für mich. Ich muss mich nicht stressen, wenn ich nicht will und kann es auch mal laufen lassen. Ich kann aber auch einfach mal Zone 4 bolzen, wenn mir danach ist. 😉

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